Es war einmal ein Vorstand im heutigen VfL 1848. Man schrieb das Jahr 1932, genauer, Oktober 1932, zu Zeit des neuen Weines, hierzulande Federweißer, genannt. In dem besagten Turnrat 1932 (Vorstand) waren turnbegeisterte Männer, die das Herz auf dem rechten Fleck hatten und nicht nur auf dem Turnboden, sondern auch beim Kreuznacher Remischen ihren Mann standen. Wie sich das so gehört für echte Kreuznacher. Also in dem besagten Oktober 1932 tagte wieder einmal der Turnrat und machte sich Sorgen über die Weltwirtschaftskrise im allgemeinen und die Ebbe in der Vereinskasse im Besonderen. Nach etlichen Stunden und zahlreichen Remischen war man wieder einmal so schlau wie zu Beginn der Sitzung, als wie eine Zauberformel das Wort Fastnacht fiel – und damit war es geschehen.Es wurde der Beschluss gefasst, wieder, wie in früheren Jahren, unter Carl Enders und Willi Gräf einen Elferrat zu gründen und eine Sitzung abzuhalten. Der damalige 2. Vorsitzende – er war ehemals noch eine WANZ; wie man in Kreuznach so sinnig sagt, machte den verwegenen Vorschlag, für einen neuen Elferrat weiß-rote Fräcke zu beschaffen, weil nun einmal seit Jahns Zeiten schon rot und weiß die Farben der Turner und außerdem waren es die Frankfurter Stadtfarben.Also kurz und gut, der Beschluss wurde gefasst, obwohl unser lieber alter Kassenwart Willi Stein die Frankfurter Wanz ob dieses Beschlusses öffentlich für einen Vollidioten erklärt hatte, was im übrigen aber der Freundschaft der beiden nicht ausmachte. Hoflieferant für die Fräck war unser Gees. Mit seinem bürgerlichern Namen schrieb er sich Gustav Merg, Elferratsmitglied und Obermeister!Als die Rechnung für die neuen Fräck beim Hauptkassierer Willi Stein eintraf, war das Maß voll, besser es lief über! Wenn es heute schon nicht ganz ungefährlich ist, unserem jetzigen Herrn Kassenwart eine Rechnung zu überreichen, so war das damals mit der Fräck-Rechnung bei Willi Stein lebensgefährlich, obwohl er sonst ein durchaus friedlicher Mitteleuropäer war!Man kann jetzt nur noch mit einer Gänsehaut an jene Tage denken, aber schließlich zog sich unser Willi kurzerhand zurück – er beobachtete! Und siehe da – die Sache machte sich. Der 1. Elferrat (d. h. der neue) stand schon. Hier sind es: Gustav Merg, Karl Pries, Otto Melkers, Willi Zeuner, Heinrich Wägelein, Toni Tullius, Uttich Pollmann, Fritz Rädler, Reinhold Schneider und Carl Hoffmann.

Für H. Wägelein musste leider nach der 1. Sitzung unser Jupp Schäfer in den Elferrat eintreten. Damit ist unser Jupp, der heutige (1966) Präsident und einstige Nachfolger unsere Friedrich Dhein, ältestes amtierendes Mitglied des Elferrates (1966). Also damals fehlte nur noch der Mittelpunkt, die Sonne der Fastnacht, der Präsident der Weisse Fräck. Der Vorstand entschied, närrischer Ministerpräsident wird Friedrich Dhein.

Anfangs wollte es nicht so recht, aber nach ein paar Aufmarsch-Proben ging es schon so gut, dass er wollte – und er hat uns nie enttäuscht. Viel Freude, viel Schwung, viel gute Stimmung und einen Sack voll köstlichem, echtem Humor hat er ausgeschüttet über sein närrisches Völkchen.

Denkt ihr noch daran? Lotte Hees und Hilde Lötzberger, die niedlichen Pagen, Käthe Reifner und Albert Oppelt als Tanzpaar, Anni Knaul, Gretel Jaquemar, Minni Hees und Luise Stein als Tanzgruppe, um nur etwas herauszugreifen.

Es war die erste und gelungene Sitzung! Und als das Schlusslied verklungen war, Ich bin dir ja so gut da, war auch Willi Stein, der Kassenwart, versöhnt und überglücklich und sagte „Es war doch scheen, die Fräck hawe sich gelohnt“.

Ja, es war einmal – so wurden sie die Weisse Fräck!

Bleibt, was ihr immer gewesen seid, unserer goldigen Fassenacht Künder, wahre echte Freudenbringer!

(Richard Walter, 1966)